30.10. - 16.11.
Um 7am bin ich ohne Gepäck in Sydney angekommen. Nachdem ich
den Papierkram geregelt hatte, nahm ich den Zug nach Windsor. Bei der Ankunft
auf der Ranch in Wilberforce keine
Wechselklamotten durfte aber gleich mitanpacken. Zum Glück bin ich nicht im
Minirock und Flipflops geflogen. Judith, eine gelernte Bereiterin aus
Deutschland hat mir alles gezeigt und erklärt, wir haben uns gleich
angefreundet. Sie war 8 Wochen auf der Ranch, ich sollte ihre Arbeiten übernehmen
und wir hatten 2 Tage zur Übergabe. Ich lernte Mark und Debbie Rodney kennen,
die Besitzer des Reitstalls. Debbie ist eine erfolgreiche Dressurreiterin und
Mark der „Pferdeflüsterer“. Annariek, ursprünglich aus Schweden, ist
Yogalehrerin und lernt seit einigen Jahren das „Natural Horse Man Ship“ von
Mark und kommt jeden Tag um mit den Trainingspferden zu arbeiten und Mark zu
helfen. Andrea, eine Deutsche mit der Wahlheimat Australien, kommt 5 Tage die
Woche um die Ställe auszumisten und die 14 Pferde morgens zu füttern.
Mein Gepäck wurde am Nachmittag des 2. Tages angeliefert.
Wir feierten den Abschied von Judith mit einem BBQ. Nun hatte ich das Zimmer
neben dem Reiterstübli im Stall für mich, was zuerst etwas unheimlich war, da
das Wohnhaus von Mark und Debbie ca 200m entfernt lag und Nachts so einige
undefinierbare Geräusche zu hören waren. Da die Arbeit jedoch hart und
anstrengend war, hatte ich meist einen tiefen Schlaf. Ich bin jeden Morgen um
6am aufgestanden und habe Andrea geholfen die Ställe und Weiden auszumisten,
die Pferde zu füttern und Wasser aufzufüllen, und ich kann euch sagen: 16
Pferde trinken viel bei der Wärme. Es hat mich sehr gewundert, dass sie keine
Tränkanlage hatten, sondern dass wir das Wasser zum Teil mit Eimern auffüllen
mussten. Als Andrea sich in den Urlaub verabschiedete, brachte ich den
Vorschlag mehr Gartenschläuche zu verlegen um den „Wasserprozess“ etwas zu
vereinfachen, dort hatte ich bereits Blasen an den Füssen vom vielen Laufen mit
den neuen Reitstiefletten und Rückenschmerzen vom Wasser, Heuballen und Sattel
tragen. Mark hielt das zum Glück für eine hervorragende Idee und machte daraus
eine Großaktion für das ganze Anwesen, was an einem Morgen erledigt war. Das
Wasser nachfüllen war nun erleichtert. Ich wurde bei allen Arbeiten involviert:
Stall misten, Futtermischungen vorbereiten und Füttern, Pferde putzen, satteln. Ich durfte die
Pferde herumführen, damit sie aufgewärmt waren bevor sie trainiert wurden, ich
durfte beim Reitunterricht zuschauen, ich assistierte beim neu beschlagen der
Hufeisen und wenn der Pferdearzt kam und machte allerlei Arbeiten, die sonst
noch so anfielen. Meist hatte ich nach
12-13 Stunden Feierabend. Nach einer Woche hatte ich den Aufnahmetest
bestanden: ich hatte bewiesen, dass ich hart arbeiten konnte, jedoch wurde die
Arbeit dadurch nicht leichter und nicht weniger. Aber ich durfte mit Marks´
Jeep in die Stadt fahren zum shoppen. Wilberforce und Windsor sind süße kleine
Städtchen, in denen man annehmen könnte, die Zeit wäre irgendwann
stehengeblieben. Die Gegend war so untouristisch, dass ich keinen Camper
gesehen habe und auch keinerlei Postkarten finden konnte.
Wie sie mit den
Trainingspferden arbeiteten war sehr interessant zu sehen. Seit Tagen und
Wochen hatten Mark und Annariek nun schon dasselbe wiederholt um ein Pferd
einzureiten, jedoch am Montag, nachdem ich fast eine Woche dort war, wurde
Annariek von einem Pferd abgeworfen und brach sich dabei die Hüfte, die
Ambulanz musste sie abholen. Von da an hat mich Mark mehr mit den Pferden
arbeiten lassen, jedoch gleich am Tag nach dem Unfall ist mir ein Pferd beim
Putzen, ohne für mich ersichtlichen Grund, gestiegen. Es wurde mir immer
klarer, dass all diese Pferde mit Vorsicht zu behandeln sind und dass alle aus
einem speziellen Grund da waren, sie haben alle ein Problem. Ich sah täglich
wie mindestens ein Pferd buckelte nachdem es den Sattel aufgelegt bekam, jedoch
auch wie es durch Marks´ Training mit den Pferden weniger wurde. Keine Frage er
hat „ein Händchen“ für Pferde. An einem Wochenende, an dem Mark verreist war,
zeigte mir Debbie einige Techniken der Bodenarbeit. Jedoch entschloss ich die
Ranch nach 19 Tagen zu verlassen, wovon ich einen Tag frei hatte, und meine
Reise, ohne das erhoffte Wissen der Kunst des „Natural Horse Man Ship“, weiter zu
genießen.